Foto Andreas Fechner |
Kirschkernalphabet |
Der Sohar |
Der Erhabene heißt der offenbarte Gott, denn er trägt und hält die Höhe und die Tiefe. Während sonst die Träger unten sind und die Last oben, ist er oben und trägt von oben die unten befindliche Last. Er trägt und hält die Ewigkeit.
Der Urglanz Megilla soheret |
Eine Leuchte aus dunkler Urregion trat ein in das Verborgene aus dem Endlosen her. Und innerhalb jener Leuchte hob an ein Quellen, davon sich Farben in die Tiefe tauchten. ... bis ein Punkt aufblitzte. Dieser Punkt ist Reschit - Anfang - genannt und bildet das erste aller Worte. Dies ist Sohar, der Urglanz, aus dem alle Wörter geschaffen wurden im Geheimnis der Ausbreitung jenes verborgenen Punktes. aus dem Sohar, dem Buch des Glanzes
Begriffe=ideas; the German word includes greifen=to grasp, to touch or to catch the idea in order to get hold of it. Griff= grip, grasp, catch. The German word schöpfen means to scoop and to create.
Papier schöpfen=to scoop or to pull paper; In Latin: haurire (the simple action of scooping a fluid medium), creare (to create mentally.
Licht schöpfen
Mit ihren Papierarbeiten und Rauminstallationen, die mit dem Licht spielen, will Barbara Beisinghoff Dinge und Vorstellungen mit neuer Bedeutung ins Bewusstsein bringen, Ideen ausleuchten und Gedanken in ihrer Verflochtenheit transparent machen.
Es entstehen morphologische und mikroskopische Formen, die sich verbinden zu rätselhaften, schichtartigen Ablagerungen im und auf dem Papier. Sie entführen
Commerzbank Frankfurt 2002 |
Hannelore Schneiderheinze, Deutsches Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbücherei, Leipzig Raum für eine Hell-Seherin – Gedankenbilder und geschöpfte Worte 2003 (ISBN 3-933641-45-4)
Eintauchen und Schöpfen – Eintauchen in Märchen 2002 (ISBN 3-935281-1-9)
Die gläserne Libelle 2003, Hrsg. Gutenberg Museum Mainz (ISBN 3-9805506-8-0)
Barbara Beisinghoff hat ein aufwendiges, durch experimentelle Eingriffe und zahlreiche, präzise aufeinander folgende, mittelbare Arbeitsschritte geprägtes künstlerisches Vorgehen entwickelt. Sie bezieht den Zufall im Ein- und Mitwirken von chemischen und organischen Substanzen bewusst mit ein. Sie entwirft eine vitale Choreografie des unmittelbaren Ausdrucks.
Die Leichtigkeit der springenden, tanzenden Formen ist das Produkt einer von Disziplin, Beobachtung und Zeitgefühl diktierten Arbeit. Die Hand folgt dem Plan, sie wird notwendig zum dritten Auge, zu einem
Wahrnehmungsorgan, dass sich ‚tastend’ orientiert und selbstständig formgebende Entscheidungen trifft. Der Kulturphilosoph Gottfried Boehm beschreibt diese Fähigkeit der Hand, unabhängig von der Führung durch das Auge und die mit dem Sehen verbundene intellektuelle Einschätzung und Ordnung der Formen, zu konstruieren und festzulegen, als eine elementare Bedingung des künstlerischen Tuns. Was die gestaltende Hand schöpferisch ‚ertastet’, hat vordem noch kein Auge gesehen.
110 x 135 cm, ausgestellt in Seoul Art Gallery 2008 |
Mit den Wasserzeichenbildern hat Barbara Beisinghoff eine ganz ihr eigene Technik erarbeitet. Oft werden mit einem Wasserstrahl Zeichen eingefügt, abstrakte Partituren und Zersetzungen, die sich manchmal erdhaft, wie die Fressgänge unbekannter Mollusken, manchmal kosmisch, wie die Wege verglühender Kometen ausnehmen.
Es entsteht ein synkopischer Rhythmus, der sich mit dem Licht verbindet, wenn die Phänomene im Gegenlicht diaphan leuchten und in der fragilen Kohärenz des Papiers aufglimmen.
Barbara Beisinghoff färbt 3 x 3 m große Himalajapapiere aus langfasrigem Lokta (Seidelbast) ein, behandelt sie mit Wasserstrahl, gießt andersfarbige Faserschichten auf der Wasserseite auf, die auf der Siebseite durch die vom Wasser freigelegten Linien aufscheinen.
Das Ausschälen und Ätzen der Linien auf der Radierplatte, das Verdrängen der Fasern durch den Wasserstrahl, das Hinzufügen und Auflösen von Stofflichkeit während des Gestaltungsprozesses bilden die Grundlagen von Barbara Beisinghoffs künstlerischer Arbeit. Sie errichtet aus der kompakten Dinglichkeit der Materie ein luftiges Abbild der inneren Anschauung.
Beatrix Nobis, 2004